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Farming First

Zuerst die Landwirtschaft! Nachhaltige Entwicklung durch Landwirtschaft verbessern

Die Welt braucht immer mehr Nahrungs- und Futtermittel, Fasern und Brennstoffe. Deshalb muss die Landwirtschaft ihre Erträge steigern. Dafür braucht sie einen weltweiten Aktionsplan: umweltverträglich, wirtschaftlich und sozial.

Im Mittelpunkt stehen die Landwirte als Erzeuger von Nahrungsmitteln und Rohstoffen, als Bewahrer von Kulturlandschaften, Böden und Artenvielfalt. Die Weltbevölkerung hat sich seit 1950 fast verdreifacht. Bis 2030 wollen 1,7 Milliarden mehr Menschen essen als heute. Die meisten in den Entwicklungsländern. Das heißt für die Landwirte in aller Welt: Bis 2050 müssen sie die Nahrungsmittelproduktion verdoppeln oder sogar verdreifachen. Die Landwirtschaftspolitik muss die entscheidende Bedeutung der Landwirte anerkennen. Besondere Beachtung verdienen bäuerliche Kleinbetriebe und ihre Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung. Der Druck wächst: Bis 2030 soll die Ackerfläche schrumpfen – gegenüber 2010 auf weniger als die Hälfte. 2025 werden 1,8 Milliarden Menschen unter akutem Wassermangel leiden. Gleichzeitig gefährdet der Klimawandel die Nahrungsmittelproduktion. Regional und global. Hunderten Millionen Menschen droht der Verlust ihrer Existenzgrundlage.

Die Grundsätze von Farming First

Downloaden die Grundsätze

(c) IISD/Earth Negotiations Bulletin

1. Schutz natürlicher Ressourcen
Die knappe Ressource Ackerland muss besser bewirtschaftet werden: mit nachhaltigen
Anbaumethoden.
• Bodenschonende Landwirtschaft kann Bodenerosion verhindern und die Fruchtbarkeit des
Bodens erhalten.
• Effizientere Bewirtschaftung von Wassereinzugsgebieten führt zu besserer
Wassernutzung.
• Integrierte Ökosysteme schützen Lebensräume freilebender Tiere und wertvoller
Wildpflanzen.
• Anreize für Dienstleistungen helfen, Ökosysteme zu erhalten und zu verbessern.
• Förderung der guten fachlichen Praxis und der sicheren Anwendung chemischer
Pflanzenschutz- und Düngemittel inklusive verbesserter Sicherheits- und
Gesundheitsschutzbedingungen für die Arbeitskräfte in der Landwirtsc

1-Schutz natürlicher Ressourcen. Die knappe Ressource Ackerland muss besser bewirtschaftet werden: mit nachhaltigen Anbaumethoden.

  • Bodenschonende Landwirtschaft kann Bodenerosion verhindern und die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten.
  • Effizientere Bewirtschaftung von Wassereinzugsgebieten führt zu besserer Wassernutzung.
  • Integrierte Ökosysteme schützen Lebensräume freilebender Tiere und wertvoller Wildpflanzen.
  • Anreize für Dienstleistungen helfen, Ökosysteme zu erhalten und zu verbessern.
  • Förderung der guten fachlichen Praxis und der sicheren Anwendung chemischer Pflanzenschutz- und Düngemittel inklusive verbesserter Sicherheits- und Gesundheitsschutzbedingungen für die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft.

2- Auch die Ressource Wissen muss gerecht „verteilt“ werden. Das Wissen, wie Landwirtschaft verbessert werden kann, existiert. Manchmal sogar an den entlegensten Enden der Welt. Aber oftmals nicht bei den Landwirten, die am meisten davon profitieren würden. Notwendig ist deshalb:

  • das Wissen der Landwirte in Bezug auf den Umgang mit Kulturpflanzen und natürlichen Ressourcen zu verbessern.
  • Beratungszentren in den Dörfern aufzubauen und zu fördern.
  • den Landwirten Zugang zu Informationssystemen über Wetter, Kulturen und Marktentwicklung zu ermöglichen.
  • weitere Frühwarnsysteme zu schaffen, die den Landwirten helfen, die richtigen Entscheidungen, vor allem im Hinblick auf Produktivität und Nachhaltigkeit zu treffen.
  • der offene und transparente Austausch mit Landwirten. Ihre Stimme muss bei der Entwicklung und Umsetzung politischer Strategien gehört und  berücksichtigt werden.

3- Konkrete Hilfe vor Ort. Was brauchen Landwirte, damit sie zuverlässiger und kostengünstiger produzieren können?

  • Zugang zu Land- und Wasserressourcen, vor allem für Landwirtinnen.
  • Zugang zu Mikrofinanzdienstleistungen, besonders zu Mikrokrediten, in ländlichen Gebieten.
  • Aufbau von Infrastruktur, vor allem Straßen und Häfen, um die Landwirte beliefern zu können.
  • Besseren Zugang zu landwirtschaftlichen Dienstleistungen, zu Produktions- und Betriebsmitteln wie Werkzeug und Maschinen, Saatgut, Dünger und Pflanzen- schutzmitteln.
  • Förderung und Koordinierung der vielen lokalen Akteure, damit Informationen und Lieferungen die Landwirte auch wirklich erreichen.
  • Investitionen in Bioenergie, wenn sie zu Energiesicherheit und ländlicher Entwicklung beitragen, weil sie die Produktion nachhaltiger machen können.

4- Ernteschutz. Gerade in den ärmsten Ländern der Welt gehen vor und nach der Ernte 20 bis 40 Prozent der Erträge durch falsche oder unzureichende Ernteschutz-Maßnahmen verloren. Darüber hinaus werden große Mengen wertvoller Nahrungsmittel während der Verarbeitung und beim Transport verschwendet.

  • Lokale Lager- und Transportlogistik einschließlich geeigneter Kühltechnik.
  • Schulungen auf lokaler Ebene helfen Landwirten, Schädlinge richtig zu bestimmen und Wetterinformationen zu nutzen, und der Bevölkerung bei Einkauf und Verbrauch eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
  • Risikomanagement ermöglicht Landwirten, sich auf Wetter- und Marktschwankungen einzustellen. Dafür müssen Mittel bereitgestellt werden.

5- Marktzugänge schaffen. Landwirte müssen ihre Erzeugnisse selbst vermarkten können. Zu fairen Preisen. Dafür brauchen sie:

  • jederzeit Informationen zu aktuellen Marktpreisen.
  • funktionierende Märkte, transparente Strukturen, faire Preise, solide Infrastruktur und weniger Spekulation.
  • die Förderung kleinbäuerlicher Kooperativen zur gemeinschaftlichen Vermarktung ihrer Erzeugnisse.
  • mehr und besseres Marketing-Wissen und bessere unternehmerische Kenntnisse.
  • weniger Marktverzerrungen auf allen Ebenen.

6- Forschung muss die richtigen Prioritäten setzen. Das Wichtigste zuerst. Damit nachhaltige Landwirtschaft Realität wird, durch intensive und kontinuierliche Forschung, Vorrang für den Anbau standortgerechter Kulturen, verantwortungsvoller Einsatz moderner Technik und Anpassung an sich verändernde klimatische Bedingungen.

  • Agrarwissenschaftliche Forschung zur Verfügbarkeit von Wasser, zur Bodenfruchtbarkeit, zur Vermeidung von Verlusten nach der Ernte und zu den Herausforderungen des Klimawandels.
  • Forschung an neuen Pflanzensorten für die ärmsten und am meisten bedrohten Regionen der Welt.
  • Förderung einer Forschung, die den tatsächlichen Bedürfnissen der Landwirte gerecht wird.
  • Steigerung der Produktivität durch verantwortungsvollen Einsatz von Wissenschaft und Technik.
  • Encourager les partenariats de recherche public-privé sur des solutions intégrées,
  • Gemeinsame öffentliche und private Forschung für integrierte Lösungen.
  • Verstärkte Investitionen von Regierungen und Unternehmen in die Forschung für die weltweite Landwirtschaft.

(c) IISD/Earth Negotiations Bulletin

Aufruf zu konkretem Handeln

Farming First ruft alle Beteiligten auf, überall nachhaltige Wertschöpfungsketten und politische Strategien, damit Subsistenzbauern zu Kleinunternehmern aufsteigen können. Die auf den folgenden Seiten beschriebenen sechs Anforderungen für eine nachhaltige Entwicklung bilden die Grundlage dafür.

Der Landwirt muss im Mittelpunkt der Landwirtschaftspolitik stehen. Das ist die Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung.

Regierungen, Unternehmen, Wissenschaft und die Gesellschaft müssen erkennen, wie wichtig Landwirte für die Nahrungsmittelproduktion sind. Alle müssen zusammenarbeiten, damit Millionen von Bauernfamilien, überwiegend in Kleinbetrieben, Kulturpflanzen rentabel und umweltverträglich anbauen können. Dieses Ziel ist erreichbar. Voraussetzungen sind funktionierende Märkte und eine verstärkte Zusammenarbeit in der Forschung sowie die gemeinsame Nutzung des vorhandenen Wissens.

Die neue wissensbasierte Strategie braucht eine breite Basis. Die Farming-First-Strategie setzt bei der Unterstützung der Landwirte an. Die ganze Bandbreite des globalen Landwirtschaftswissens muss für alle Landwirte zugänglich sein. Neben Werkzeugen, Maschinen, Pflanzenschutz- und Düngemitteln benötigen Landwirte Informationen über fachgerechte Bodenbearbeitung, Anbau standortgerechter Kulturpflanzen, über die besten Ernteverfahren und erfolgreiche Vermarktung. Dank moderner landwirtschaftlicher Produktionsmethoden hat sich die Nahrungsmittelproduktion der Welt in den letzten 50 Jahren verdoppelt. Trotzdem kämpfen heute noch viele Kleinbauern ums Überleben. Wenn eine nachhaltige Landwirtschaft künftig höhere Erträge bringen soll, braucht sie Innovationen, Investitionen und neue Impulse. Davon müssen alle Landwirte profitieren können. Denn sie bewahren und pflegen Kulturlandschaften, Umwelt und Artenvielfalt innerhalb der Ökosysteme. Der Landwirt ist der Schlüssel zu einer produktiven und nachhaltigen Landwirtschaft.

Deshalb zielt die Farming-First-Strategie nicht nur auf höhere Produktion bei gleichzeitiger Schonung der Umwelt, sondern vor allem auch auf mehr Gerechtigkeit für die Landwirte selbst. Dazu gehören auch funktionierende Märkte, auf denen die Landwirte ihre Produkte zu angemessenen Preisen verkaufen können. Nur wenn sich Landwirtschaft auch wirtschaftlich lohnt, kann sie zuverlässig und umweltschonend Nahrungsmittel erzeugen.

Die Farming-First-Strategie erfordert ein stabiles gesetzliches Umfeld, denn nur auf einer verlässlichen Basis können die Landwirte langfristig arbeiten und investieren. Dazu gehören auch langfristig beständige politische Rahmenbedingungen. Ziele sind die Weiterentwicklung der Landwirtschaft, gezieltere Verwendung finanzieller Mittel auf nationaler Ebene, wirksamere internationale Unterstützung für die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern und Integration aller Beteiligten in landwirtschaftliche Programme.

Unterstützer von Farming First – zuerst die Landwirtschaft!:

CropLife International
Der internationale Bauernverband
Der internationale Wissenschaftsrat
Der Weltverband der Düngemittelindustrie
Das Weltinstitut für Kühltechnik
Die internationale Saatenvereinigung

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